newsletter der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Nr. 22 | August 2017Im Literaturhaus Hamburg steht für die Jahre 2017 und 2018 eine umfangrei-che Sanierung an. Als Eigentümerin nutzt die ZEIT-Stiftung diese Arbeiten, um das Haus barrierefrei umzubauen – damit wirklich alle Interessierten problemlos Zugang finden. Die Kosten von rund ei-ner halben Mio. Euro tragen Bürgerschaft und ZEIT-Stiftung gemeinsam.Das Hamburger Literaturhaus ist eine feste Größe für alle Literaturbegeisterten KUNST UND KULTUR | 3KUNST UND KULTURINTERVIEW | Über „Die Geburt des Kunstmarktes“ Franz Wilhelm Kaiser, den Direktor des Bucerius Kunst Forums, fasziniert die Frage, wie Kunst zur Ware wird. Die von ihm kura-tierte Ausstellung „Die Geburt des Kunst-marktes. Rembrandt, Ruisdael, van Goyen und die Künstler des Goldenen Zeitalters“ ist vom 23. September 2017 bis 7. Januar 2018 am Hamburger Rathausmarkt zu sehen.ZEIT-Stiftung: Welche Voraussetzungen hatte denn überhaupt das Entstehen eines Kunstmarktes? Franz Wilhelm Kaiser: Der Adel machte sich rar und calvinisti-sche Kirchen waren frei von Dekoration. Das klassische Auftrags-system für die Künste brach zusammen. Andererseits waren die nördlichen Provinzen und insbesondere Holland die am dichtes-ten bevölkerte Region Europas mit einem extrem hohen Pro Kopf-Einkommen. So entstand ein Markt für realistische Kunst, deren Ästhetik sich gerade nicht am adeligen bzw. klerikalen Geschmack ausrichtete. ZEIT-Stiftung: Wie hat sich die höfische Kunst durch „die Geburt des Kunstmarktes“ verändert? Franz Wilhelm Kaiser: Gar nicht! Höfische Kunst blieb die inter-nationale Konstante. Die Kunst des Goldenen Zeitalters der Nieder-lande war zunächst lokal und kam dann erst einmal aus der Mode.ZEIT-Stiftung: Ist Kunst eine Ware wie jede andere oder eine „Ware der Bewusstseinsindustrie“, wie die 68er meinten? Franz Wilhelm Kaiser: Dass Kunst keine Ware wie jede andere ist, kann man jedes Jahr etwa auf der Art Basel und anderen inter-nationalen Schauen sehen. Die Kunst verdankt ihren Sonderstatus – zumindest historisch – ihrem Wesen als eine Form der kritischen Weltaneignung. ZEIT-Stiftung: Wie sinnlich wird Ihre so analytisch fokussierte Ausstellung sein?Franz Wilhelm Kaiser: Ich bin sicher, dass wir das Publikum überraschen und fesseln können. Aus Erfahrung weiß ich, wie fas-zinierend die Art der Präsentation wirken kann, auch ohne die Auf-sätze des Katalogs zu kennen. SanierungBarrierefreies Literaturhaus Hamburg in der Hansestadt. Kein Autor von Rang, der hier nicht gelesen hätte, keine Debat-te zu Fragen des literarischen Lebens, die hier nicht zur Sprache gekommen wäre. Die klassizistische Reihenhausvilla ist seit 1987 in der Obhut des Literaturhaus e.V. Eine umfassende Sanierung fand 1989 statt, nachdem Gerd Bucerius das Gebäu-de für die ZEIT-Stiftung erworben hatte. Die Stiftung stellt das Gebäude dem Lite-raturhaus e.V. kostenfrei zur Verfügung.
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